Posts

Es werden Posts vom September, 2024 angezeigt.

Überschattet

Bild
Blog-Nr. 357    Die WM in Küsnacht Es liegt ein dunkler Schatten über dieser Rad-WM. Eine junge Frau starb, sie hatte ein ganzes Leben noch vor sich und vielleicht eine grosse Karriere, sie war erst 18. Muriel Furrer stürzte auf einer steilen Abfahrt und auf nassem und rutschigem Boden in einem Waldstück auf der Schmalzgruebstrasse oberhalb der Küsnachter Allmend. Es war am Donnerstagmittag dieser Woche. «Wir verlieren eine warmherzige und wunderbare junge Frau, die immer ein Lächeln auf ihrem Gesicht hatte», schrieb Swiss Cycling Jetzt ist von dieser Weltmeisterschaft, die ein Radfest hätte sein sollen, dieser tragische Unfall im Kopf. Auch in Küsnacht. Und damit auch als Schatten über all den Bildern von dieser Woche. Irgendwo im Dorf und irgendwann bei diesen vielen Rennen. Momentaufnahmen. Die WM hatte nicht nur mit diesem schrecklichen Unfall seine Schattenseiten. Einige nervten sich. Weil sie sich nicht wie gewohnt bewegen konnten. Weil Teile der Stadt und einige Dörfer gesperrt

Er heisst Andres

Bild
Blog-Nr. 356 Stadtgeschichten (12) Ich sitze in meinem Bistro, in dem ich fast immer sitze, meistens aber am Morgen, beim ersten Espresso oder Latte Macchiato, den Laptop oft vor mir oder eine Zeitung, noch physisch, ich halte sie in den Händen, aber das immer weniger, weil die Nachrichten aus dieser verrückten Welt nur verrückt oder depressiv machen, besonders bei diesem grauen Wetter; ich sitze also für einmal am späteren Nachmittag hier, jetzt mit einem Glas Pino Grigio und der Laptop liegt auf dem kleinen Tisch und ein Buch, das ich eben gekauft habe, auf den Knien. Und neben mir sitzt jemand, ich habe ihn früher schon gesehen, auch in diesem Bistro, längere Haare, das gefällt mir und ich beneide ihn ein wenig darum; ungefähr gleiches Alter, denke ich. Mehrmals muss ich ihn schon gesehen, vielleicht, denke ich, ihm gar zugelächelt haben, stumm, nie mit ihm gesprochen. Auch jetzt nicht. Oder lange nicht. Der Laptop, die Idee für einen Text, das Buch ist wichtiger. Und er macht sich

Zum Tod von Totò Schillaci

Bild
    Blog-Nr. 355     Ein Nachruf mit Geschichten der Famiglia Galli, damals  während Italia Novanta     Totò, mit richtigen Vornamen Salvatore, Schillaci war eine Sternschnuppe in einem wunderbaren italienischen Sommer, 1990, bei der Fussball-WM. «Un' estate italiana», wie die WM-Hymne von Edoardo Bennato und Gianna Nannini hiess, sie singen von magischen Nächten mit Torschüssen und von den Träumen, die in der Kindheit beginnen und jetzt wahr werden. Schillaci verzauberte damals ein Land, mit seinen grossen, dunklen und feurigen Augen und seinem stechenden Blick, manchmal anklagend und gezeichnet von einem harten Leben, manchmal flehend, manchmal suchend und fragend – und eben: seine Augen und wie er leidenschaftlich jubelte nach seinen Toren, er kniete auf den Rasen und streckte seine Arme weit aus, als wolle er ganz Italien umarmen.    Er war mit sechs Toren der beste Torschütze der WM und wurde auch zum besten Spieler gewählt. «Schillacissimo» schrieb die «Gazzetta dello Sport»

Champagner

Bild
Blog-Nr. 354 Es gibt überall immer wieder so Fragebögen, ich meine jetzt nicht jene von Max Frisch zu existentiellen Themen des Lebens, ich meine jene, die es immer wieder in Magazinen gibt und dabei irgendwelche Persönlichkeiten befragt werden. Manchmal lese ich sie, weil mich diese Menschen interessieren, oder es kann sein, weil ich von etwas gelangweilt bin, also durchaus aus Gründen der Abwechslung, und dann stelle ich fest, dass immer wieder eine Frage gestellt wird: Was steht bei Ihnen immer im Kühlschrank? Das kann ja durchaus auch eine existentielle Frage des Lebens sein. Und neben Yoghurt, bei mir nur solche mit Schokolade, in allen Varianten manchmal, Käse, fast immer Milch – und bei diesen befragten Persönlichkeiten meist auch irgendwelches Biogemüse und gesunde Salate – steht offenbar auch das immer in ihren tiefgekühlten Schränken: Champagner. Und ich denke dann schon: Wir leben in einer exklusiven Luxuswelt. Champagner! Die Königin aller Getränke. In fast allen Kühlschrä

Meine Künzli!

Bild
Blog-Nr. 353     Ich durfte als Kind nicht tschutten, nicht in den FC gehen, mein Vater verbot es mir, aber ich tschuttete natürlich in jeder freien Minute, und solche hatte man als Kind viele, eine andere Ablenkung gab es damals kaum. Und eines Tages, ich war so stolz, kaufte ich mir von meinem Sackgeld, ich musste dafür lange sparen, ein Paar Fussballschuhe, meine ersten. Und sie konnten nur diese sein, keine anderen, nicht Adidas, nicht Puma, den Namen Nike gab es damals noch gar nicht – nein, es MUSSTEN diese sein, nur diese, schwarz, fünf weisse Streifen Künzli -Schuhe. Die in der Nationalmannschaft trugen sie, Elsener, Charly natürlich, mein Idol, der Torhüter im grünen Pulli, oder Toni Allemann, mit dem ich viel, viel später, als es mein Vater nicht mehr verbieten konnte, bei den Senioren im FC sogar einst zusammen spielen durfte, sie alle trugen sie. Und jetzt ich. (Mit Künzli, dem Spieler, Fritz, hatte die Firma übrigens nichts zu tun; aber Künzli, der Stürmer mit dem sonnigen

Sanft

Bild
Blog-Nr. 352   Warum so? Warum einfach über Nacht? Wir schwitzten doch. Lagen im Gras. Sahen die Sterne am Himmel. Fühlten uns frei. Und leicht. Und beschwingt.   Wir dachten doch, es soll bleiben. Wenigstens noch einige Wochen. Wir hatten noch nicht genug. Weil wir so lange warten mussten.   Warum so? Warum einfach über Nacht? Es hätte doch sanft passieren können. Vom Blau langsam zum Hellblau. Und vom Hellblau langsam zum Graublau.   Wir hätten uns langsam gewöhnen können. Abschied nehmen vom Sommer. Von Stunde zu Stunde. Von Tag zu Tag. Etwas weniger Sommer. Hin zum Herbst.   Warum so? Warum einfach über Nacht? Von intensiven Farben zu Pastell. Ganz sanft. Und leicht. Und still. Am Morgen Nebel. Später Licht.   Wir hätten auf ihn gewartet. Nachts. Und hätten ihn mit einem Kuss begrüsst. Den Herbst. Der auch so schön sein kann. Wir hätten ihn in die Arme genommen.   Aber warum so? Von hell zu dunkel? Warum einfach über Nacht? Warum nicht sanft? Und zart? Warum muss es gleich so düst