Posts

Es werden Posts vom April, 2025 angezeigt.

Einer wie er

Bild
Blog-Nr. 396 Alle in der Allianz Arena vor den Toren Münchens erhoben sich, jubelten und applaudierten minutenlang. Nicht wegen dem Resultat (2:0 in diesem Moment), nicht wegen der Mannschaft (Bayern fehlt nur noch ein Punkt zum deutschen Meisterttitel), sondern nur wegen ihm. Nach  84 Minuten durfte er auf den Rasen – erst nach 84 Minuten dachten alle, für die der Fussball auch noch eine romantische Seite hat.  Sie alle hätten ihn von Beginn an gewünscht, aber sein Trainer, der Belgier Vincent Kompany, denkt anders. Leider. So blieben Thomas Müller in seinem 500. Bundesligaspiel an diesem kühlen und windigen Samstagnachmittag nur wenige Minuten. Kaum war er im Spiel , fiel das 3:0 gegen Mainz, ohne seine Beteiligung. Vielleicht schon in einer Woche kann Bayern Meister werden, zum 34. Mal, zum 13. Mal mit Thomas Müller. Wir werden ihn vermissen. Weil es das heute nicht mehr gibt. Dass einer 25 Jahre beim gleichen Klub geblieben ist. Nur bei diesem Klub. Von dem er schon als Ki...

Papst am Telefon

Bild
Blog-Nr. 395 An Ostern ist Papst Franziskus nochmals vor die zehntausend Gläubigen auf dem Petersplatz in Rom getreten, hat den Segen Urbi et Orbi gespendet und liess sich dann im offenen Papamobil über den Platz vor dem Petersdom fahren. Es war sein erster öffentlicher Auftritt nach seiner schweren Lungenentzündung, er war sehr gezeichnet, seine Stimme schwach.  Und es wurde zu seinem letzten Auftritt. Am Ostermontag um 07.35 Uhr ist Jorge Mario Bergoglio mit 88 Jahren gestorben. Ein Nachruf Das ist die Geschichte über Papst Franziskus und wie er manchmal zum Telefon greift. A uf meinem Handy leuchtet manchmal «Anonym» auf. Ich weiss dann ziemlich sicher, wer mich sucht. Auch «Unbekannter Anrufer» heisst es manchmal. Aber da habe ich keine Ahnung, und solche Anrufe ignoriere ich, es dürfte bestimmt ein Callcenter sein, das nur irgendetwas, Wein, eine Zeitung oder eine Versicherung verkaufen will. Leuchtet jedoch «Anonym» auf, dann ist es ein Anrufer aus dem Ausland, ich kenne ihn,...

Buch voll gekritzelt

Bild
Blog-Nr. 394 Geht Ihnen das manchmal auch so: Sie lesen ein Buch und greifen plötzlich zum Kugelschreiber und beginnen, auf den Seiten verschiedene Sätze oder Gedanken zu markieren, und am Ende ist das halbe Buch bekritzelt. Und so steht es später im Bücherregal, und vielleicht nehmen Sie es irgendwann, nach Jahren, wieder hervor, lesen es nochmals und denken dann, weshalb war mir genau dieser Satz oder dieser Gedanke damals so wichtig, und es muss wohl auch mit meinen Gefühlen damals zu tun haben. Oder sie leihen das Buch jemandem aus, und der oder sie fragt sich dann vielleicht: Weshalb hat er nun das wohl angestrichen? Und macht sich mehr Gedanken über den Anstreicher als über das Buch. So passierte es mir beim neuen Buch von Martin Suter, eben in diesen Tagen in die Buchhandlungen gekommen, «Wut und Liebe» heisst es, ein Roman, der auch zum spannenden Krimi wird. Ich nahm bald einmal einen Kugelschreiber und, weil ich einen Tag lang nur las, zumindest nichts anderes daneben, keine...

Als das Kusen im See versank

Bild
Blog-Nr. 393 Eine Küsnachter Geschichte Bald ist es wieder soweit, am 1. Mai ist Eröffnung, und viele werden hier sitzen, bei Sonnenschein nachmittags im Gras liegen und zum Floos oder weiter hinaus schwimmen, abends einen Apéro nehmen und sich im «Da Enzo» von Enzo bedienen lassen, auf die untergehende Sonne blicken, Abendrot über Zürich, und viele werden sagen, es sei nirgends schöner als hier, im Kusen in Küsnacht am Zürichsee, im Chuesebädli, wie es heisst. Und nur ganz wenige werden sich erinnern, wie es war, vor 70 Jahren, als die «Zürichsee Zeitung» in ihrer Samstagsausgabe vom 23. April 1955 mit aktuellen Bildern berichtete: «Grosser Uferabbruch in Küsnacht.» Die neue Badeanlage im Kusen sei teilweise im See versunken, die Grünfläche vor dem Garderobengebäude, das Bassin für Nichtschwimmer, ein eleganter Sprungturm, auch ein Schuppen nebenan und ein Hause wurden entzwei gerissen. Die neue Kusenanlage, für die die Gemeindeversammlung zwei Jahre zuvor 365 000 Franken bewilligt h...

Was ist die Welt?

Bild
Blog-Nr. 392 Die Welt ist in Aufruhr. Sagen wir, fühlen wir. Die Welt macht uns verrückt. Täglich. Und manche sagen, sie wollen nichts mehr davon wissen. Vom täglichen Wahnsinn. Ich lese in der «NZZ» ein Interview mit dem österreichischen Schriftsteller Peter Handke . Er wohnt seit langem in Chaville, einem Vorort im Südwesten von Paris. In seinem Haus hat es, so erlebte es sein Besucher, überall wankende Türmchen von Büchern, wie kleine Pyramiden auf Stühlen, Tischen und am Boden. Handke spricht im Interview von einem Gefühl von «universeller Trauer», und auf die Frage, ob dies mit ihm, Handke ist 82, oder dem Zustand der Welt zu tun habe, antwortete er: «Es ist die Welt, was auch immer die Welt ist.» Was ist die Welt? Jener in Washington, der bei einem Anlass der Republikaner dunklen Smoking mit schwarzer Fliege trägt und sagt: «Sie küssen mir den Arsch, sie brennen darauf, einen Deal zu machen», und der dann diese Leute in den Regierungen nachäfft: «Bitte, bitte, machen sie  ei...

Reden

Bild
Blog-Nr. 391 Eine kurze Geschichte Mmm, sagt er, es ist noch früh, der Tag erwacht erst; sie sitzen am Morgentisch, den ersten Kaffee vor sich.  Mmm, sagt auch sie. Ach, mmm, sagt er. Wir könnten ja reden, sagt sie. Müssen wir? fragt er. Es bleibt still. Am Radio die Nachrichten, wie jeden Tag: Trump, das Wetter, endlich Frühling, dann singt Büne Huber mit seinen Ochsen «Für immer uf di». Sie schauen sich an. Immerhin das. Keiner sagt mehr etwas. Morgenrot am Himmel. Eine nächste musikalische  Lesung 21. August im Garten  bei  «Culture Time»  in Winterthur  Fredy Wettsteins Blog «Wieder im Auge»   kostenlos abonnieren   oder   auf Facebook folgen  und lesen.