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Es werden Posts vom Januar, 2025 angezeigt.

Diva im Rigiblick

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Blog-Nr. 380  Zum Tode von Marianne Faithfull (2) Nochmals ein Text zur verstorbenen Marianne Faithfull. Über einen Auftritt in Zürich, nicht als Sängerin. Sie rezitierte an zwei Abenden im Theater Rigiblick die Sonnette von William Shakespeare. 2012 war es, Daniel Rohr und Brigitta Stahel, das Leitungsteam des Theaters, warteten damals im Hauptbahnhof auf sie . Und die Geschichte mit dem Honig in der Künstlergarderobe. E s war ein kalter Februarmorgen im Jahr 2012. Daniel Rohr , der Direktor des Theater Rigiblick, und seine Stellvertreterin Brigitta Stahel standen an einem Geleise im HB Zürich und warteten auf einen Zug aus Paris. Viele Leute kamen, sie aber war nirgends zu sehen, und die beiden dachten bereits: Oh, weh, war sie nicht auf dem Zug? Aber dann stand plötzlich eine unscheinbare, ungeschminkte Frau vor ihnen, die mit ihrer unvergleichlich tiefen und brüchtigen Stimme sagte: «Here, i am.» Es war Marianne Faithfull , 65 damals. Sie konnte also unerkannt in einem interna...

Ein wildes Leben

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Blog-Nr. 379 Zum Tode von Marianne Faithfull  Eine grossartige Stimme ist im Himmel. Die Sängerin, Songschreiberin und Schauspielerin Marianne Faithfull ist gestern Donnerstag «friedlich in London im Kreis ihrer liebevollen Familie verstorben. Sie wird uns fehlen.» So meldete es ein Sprecher der Familie. Die Todesursache wurde nicht bekannt gegeben.  Faithfull wurde 78. Vor vier Jahren schrieb ich diesen Kolumne über sie. Über ihr wildes Leben, über eine einzigartige Frau mit einer einzigartigen Stimme, rauchig, brüchig, aber auch immer wieder melancholisch. Ich hatte damals ein grosses und beeindruckendes Interview mit ihr in der «Süddeutschen Zeitung« gelesen. Und ich erinnerte mich an ein Konzert mit ihr, 1996 im Zürcher Kaufleuten – und ihr wundervolles Lied «The Ballad of Lucy Jordan», die Geschichte einer 37jährigen Frau, die mit 37 Jahren erkannte, dass ihr Leben in eine Sackgasse geraten war. Wie auch das bewegte Leben von Marianne Faithfull sie immer abstürzen li...

Angekommen im «Rössli»

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Blog-Nr 378 Er durfte als kleines Kind zum ersten Mal an ein Spiel im Hardturm, als der Hardturm noch ein wunderbares Fussballstadion war, es war ein Derby, und er durfte hin mit einem Verwandten um drei Ecken herum, einst ein grosser Fussballer, der gleich hiess wie er. Er wurde sein Klub, seine grosse Liebe, und er durfte später für diesen Klub arbeiten, erst im Sekretariat, dann als Technischer Koordinator, als Pressechef, Sportchef und Geschäftsführer. Als Pressechef sang er bei Reisen im Ausland im Bus mit den Journalisten gerne Lieder, besonders gerne «Ich fange nie mehr was an einem Sonntag an» von Monica Morell, die später eine enge Freundin wurde. Edith Piaf verehrt er, sie ist sein grosses Vorbild, und er ist Mitglied der «Association des amis d'Edith Piaf», besucht fast jedes Jahr Paris, das Haus, in dem sie lange lebte, das Quartier Belleville, in dem sie aufwuchs, die Bar, die ihren Namen trägt und in der an jedem Dienstag und während des ganzen Jahres ihre Lieder ges...

FC Hollywood

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Blog-Nr. 377 Ein Filmtipp und ein Text von früher dazu. Das ZDF zeigte die fünfteilige Dokserie «FC Hollywood», und sie ist weiterhin in der Mediathek des Senders zu sehen. Und sie ist für alle, denen der FC Bayern nahe steht, als blühende Anhänger oder als Feindbild, sehr empfehlenswert. Es ist ein Blick in die turbulenten 90er-Jahre beim Klub an der Säbener Strasse. Mit Matthäus, für alle der Loddar, immer wieder im Mittelpunkt; er liess einmal ein Tagebuch schreiben mit intimen Details aus dem Innenleben der Mannschaft, über das sein Teamkollege Helmer dann sagte: «Kranken Menschen muss man helfen». Mit seinem Intimfeind im Team, Jürgen Klinsmann. Und natürlich mit der Wutrede aller Wutreden des Gentleman-Trainers Giovanni Trapattoni: «Was erlauben Struuuuunz?» und «Ich habe fertig» – einfach grossartig. Alles in dieser Dokumentation, die auch ein Einblick in die Medienszene von damals gibt, noch ohne sozialen Medien. Man stelle sich vor, hätte sie es damals schon gegeben. Soviel Nä...

So ist er

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Blog-Nr. 376 Ich mochte ihn nie. Überhaupt nicht. Sein grimmiger Blick. Böse fast. Sein verbissener Ehrgeiz (der ja seine grosse Stärke ist). Seine Arroganz. Seine Gesten. Seine Faust. Alles an ihm. Ich war immer für alle, die gegen ihn spielten. Besonders natürlich, wenn sein Gegner unser Tennis-Heiliger war.  Auch jetzt wieder. Das Lächeln von Carlos Alcaraz. Sein Strahlen. Sein schönes Gesicht. Seine Leichtigkeit. Seine Stoppbälle. Seine Kunst.  Und als er, den ich nicht mag, auch plötzlich zu hinken begann und sein Gesicht zu Schmerzen verzog, dachte ich sofort, es war Nachmittag bei uns und schon tiefe Nacht in Melbourne: Nur Taktik, nur Show, alles gespielt. Typisch. So ist er. Ich mochte ihn noch weniger. Und dann war das grossartige Spiel zu Ende. Und wie (fast) immer: Er siegte. Obwohl er eigentlich schon wie ein Verlierer ausgesehen hatte. Er siegte, weil er nie aufgibt. Weil er immer wieder Lösungen findet. Auch in unmöglichen Situationen. Weil sein Spiel eben auch ...

In einem Zug gelesen

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Blog-Nr. 375 Ein Buchtipp Gelesen. In einem Zug. Aber nicht in einem Zug, sondern im Odeon, vielleicht gibt es keinen besseren Ort zum Lesen, in einer Ecke des Lokals beim Bellevue, begonnen mit einem Espresso, dann ein Glas Rioja, nicht Bordeaux wie im Buch, später noch ein zweites, einen Schinken-Käse-Toast dazwischen, und dann, nach 205 Seiten und dem letzten Satz, noch ein Glas. Und gedacht, nach vier Stunden Lesen, so lange dauerte auch die Zugfahrt:  schön, unterhaltsam, spannend am Ende; stark die Sprache und der Witz und der Witz in der Sprache von Daniel Glattauer , dem Wiener Erfolgsautor. Das Buch handelt von einem Zug, genauer: Von einer Zugfahrt. Von Bahnhof zu Bahnhof, einsteigen in Wien-Hütteldorf, aussteigen in München, die Westbahnstrecke. Von einem, der Liebesromane schreibt und einst dafür gefeiert wurde, aber im Zug eigentlich Ruhe sucht und nicht reden will, nicht über seine Bücher, nicht über die Liebe, schon gar nicht über seine. Und dann sitzt er im Abteil e...

In eigener Sache

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Die nächste musikalische Lesung Schon in sieben Wochen, am Sonntag, 2. März , wieder ab 11 Uhr , am gleichen wunderbaren Ort wie letztes Mal, wieder in der Immobilienwerkstatt gleich unterhalb des Bahnhofs in Küsnacht : Wieder liest Fredy Wettstein Texte aus seinem Blog und von früheren Kolumnen. Wieder singt und spielt Lukas Langenegger seine Lieder dazu. Und wieder liest Friederike Hempel ihre schönen Gedichte und aus ihrem Buch «Die Leichtigkeit des Neins». Dazu stellt Lizzy Niebergall ihre Bilder aus. Es wird ein anderes Programm sein als letztes Mal, mit grösstenteils neuen Texten, anderen Liedern und auch Gedichten. Und es ist wieder eine Matinee (die Tür zur Immobilienwerkstatt öffnet um 10.30 Uhr), es gibt Kaffee und Gipfeli und Kuchen. Und später schneidet Michi Blaser seinen vorzüglichen Salami auf, mit Apero-Chüechli und auch Wein oder Bier. Es hat ungefähr 60 Plätze; wer letztmals dabei war weiss, dass es eng sein kann. Frühzeitige Anmeldungen sind also erwünscht, dan...