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November

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Blog-Nr. 366 Es ist grau (und oben, hören wir, irgendwo, blau) und kalt, kälter als es temperaturmässig kalt ist, es ist der Monat der Düsterheit und Melancholie, beides zusammen oder nur eines – es ist November, der November wird auch Trauermonat genannt, Allerseelen, Allerheiligen, am letzten Sonntag vor dem ersten Advent der Totensonntag, ein weiterer kirchlicher Gedenktag, diesmal am 24. Es ist der Monat, den ich streichen würde, gäbe es eine Möglichkeit, das Jahr nur noch in elf Abschnitte einzuteilen. Der November ist ein nichts-Monat , kein Frühling, kein Sommer, kein Herbst, noch nicht Winter, nicht schwarz, nicht weiss, grau. Auch die Blätter der Bäume fallen ab und verwelken, ein letztes Mal trägt sie vielleicht der kühle Wind nochmals irgendwohin. Herbert Grönemeyer hat einmal ein Lied zum November geschrieben, es beginnt so: Regen fällt scharf, Bäume aschkahl Ist wieder mal November Jeder Zweig schreit, Frost macht sich breit Wen er nicht trennt, trennt sich nie mehr Und

Ein Spalt Licht

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  Blog-Nr. 365   Sanft sind die Wellen, wie eine leise Sinfonie von Beethoven, es ist fast windstill, und es hat keinen Menschen, hier, am kilometerlangen Strand Es Trenc auf der Insel Mallorca, wo im Sommer viele Hunderte, an Wochenenden Tausende im Sand liegen und im Meer baden.   Der Himmel kann sich noch nicht entscheiden, auf der einen Seite blau, auf der anderen grau, aber plötzlich, eine halbe Stunde später, ist es dunkel geworden, schwarz beinahe, und weiter weg, in Colònia de Sant Jordi am anderen Ende des Strandes, muss, man spürt es noch nicht, sieht es aber, der Regen niederprasseln, es ist eine gespenstische Stimmung. Sie passt zu diesem Tag, es ist Mittwoch, dieser schwarze Mittwoch, der unsere Welt noch düsterer macht, und drüben über dem Teich, weit weg, triumphiert einer mit seiner roten Kappe, mit dessen Namen die Tasten meines Mac nicht beschmutzt werden sollen, dieser Rentner mit den gelben Haaren und dem kargen Wortschatz und den schlecht sitzenden Anzügen, das opt

Geschichten, Gedichte, Gefühle

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Blog-Nr. 363     Musikalische Lesung zu dritt – vier Videos dazu Es war einmal das Hotel Central in Küsnacht an der Poststrasse nahe beim Bahnhof, kein Luxushotel, aber recht beliebt; später nur noch ein Restaurant, nach einiger Zeit ein alkoholfreies, und dann stand die unterste Etage lange Zeit leer, oben gibt es bis heute Personalzimmer des nahen Hotel Sonne. Ganz in der Nähe, nur ein weiter Steinwurf entfernt, hatten meine Eltern ihr Haus und ihr Geschäft, ich bin also hier in dieser Gegend aufgewachsen und kenne jede Ecke, die nahe Fähnlibrunnenstrasse war unsere Spielwiese auf Beton. Es war somit eine Rückkehr in meine Kinderzeit mit vielen Erinnerungen. Denn jetzt, seit 2018, hat Michael Blaser im ehemaligen Hotel sein Kompetenzzentrum für Immobilien, der schöne Raum mit der Bar und der Kaffeemaschine vom einstigen Restaurant ist für Begegnungen gedacht, eine Art geschäftlicher Eventraum – und eben an diesem nebligen Novembersonntag  der wunderbare Ort für eine nächste Lesung . 

Messe mit Cave

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Blog-Nr. 362   Ein Abend im Hallenstadion   Was bleibt? Diese Bilder. Diese Arme, die sie ihm entgegen strecken, jene, die ganz vorne bei der Bühne stehen und nahe bei ihm sind, von jenen aber auch weiter hinten, und eigentlich tun es alle in der grossen Halle, wenigstens gefühlt scheint es so, und er streckt uns seine Hände entgegen, er sucht Halt und gibt Halt, immer wieder. Ein Suchender. Und immer wieder Zweifelnder. Und das: Wie er singt und spielt (auf dem Klavier) und schreit und stampft und beschwört und tobt und fleht und wütet und hüpft und tanzt, zweieinhalb Stunden lang. Diese Kraft, diese Energie, diese Emotionen, diese Ekstase, diese Lieder und Geschichten über Trauer, Tod, Tragödie, Verlust, Liebe, Sehnsucht, Verzweiflung und Erlösung. Und auch Träume, die man nicht aufgeben soll. Düster vieles, vor allem in den alten Liedern, aber auf seinem neuen Album «Wild God» will er auch wieder Freude zulassen in seinem bewegten Leben mit vielen Brüchen und zuletzt privaten Tragöd

Lesung am 3. November

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In zehn Tagen - stop - Die nächste musikalische Lesung - stop - Alle Angaben dazu hier - stop - Wer sich noch nicht angemeldet hat und kommen möchte: Wir würden uns sehr freuen - stop - Es hat noch ein paar Plätze  

«Mir isch glich»

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  Blog-Nr. 361   Ein Filmtipp Zum Glück gibt es noch Kinos. Hingehen und zwei Stunden lang durch nichts abgelenkt sein, nur dasitzen und auf die Leinwand schauen, an einem solch trüben und grauen Herbstnachmittag, trüber kann er eigentlich gar nicht sein, aber irgendwie doch poetisch und schön, so scheint es wenigstens, wenn man wieder hinausgeht, der Himmel ist immer noch grau, die Menschen hetzen durch die Gassen der Altstadt. Aber es waren eben zwei poetische Stunden. Zum Schmunzeln, zum Lachen, zum Nachdenken, zum, ja auch, Glücklichsein, wegen kleinen Dingen, menschlichen Situtionen und zuletzt auch der traurigen Erkenntnis: Die Welt hat zu wenig von ihnen, es fehlen heute die Clowns. Der letzte grosse, der uns zum Lachen und zum Lächeln brachte, ist vor bald einem Jahr gestorben, 72-jährig: Gaston Häni oder eben nur Gaston , der dumme August mit dem, wenn er lacht, breiten Mund,  der Fistelstimme und dem faltigen Gesicht, dem viel zu weiten Schlabberanzug und den ausgelatschten S

Abschied

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  Blog-Nr. 360 Es windet, zwischendurch fast stürmisch, grau sind die Wolken, die Wellen reisen aus dem dunklen Irgendwo des weiten Meeres heran und preschen gegen das sandige Ufer, Welle auf Welle, sie türmen sich auf,  überschlagen sich, es zischt und rauscht, eine Wellen-Symphonie, und der junge Mann mit der gelben Weste hat auf seinem hölzernen Hochsitz die rote Flagge gehisst, niemand darf ins Wasser. Es besteht allerdings auch nicht die Gefahr, dass sich jemand ins Wasser stürzt, denn niemand ist am frühen Vormittag da, am kilometerlangen Strand Es Trenc. Die Liegestühle bleiben zugeklappt, nur ich bin nochmals gekommen, um Abschied zu nehmen. Und wie es ist, beim Abschiednehmen, man will gar nicht, man will, dass es bleibt. Ewig. Manchmal.   Partir c’est mourir un peu – sterben grad nicht, noch nicht, aber leiden, dass es vorbei scheint mit der Poesie des Sommers. In solchen Momenten hat man das Gefühl, für immer etwas zu verlieren. Es war in diesen Wochen nochmals Sommer, wo es