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Damals - Heute

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Blog-Nr. 399 Wir lesen es täglich und hören es überall wie schrecklich es war damals vor 80 Jahren Und einige erzählen davon weil sie alt sind und damals jung waren Und wir alle dachten doch solches nie mehr erleben zu müssen  Und neben der Geschichte von damals hören wir die Geschichte von heute Und wir fragen uns wieso ist das möglich dass wir nichts gelernt haben von damals für heute  8.5.25/fw Eine nächste musikalische  Lesung 21. August im Garten  bei  «Culture Time»  in Winterthur  Fredy Wettsteins Blog «Wieder im Auge»   kostenlos abonnieren   oder   auf Facebook folgen  und lesen.  

Lehrling aus Bümpliz

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Blog-Nr. 398                                                    Foto Beat Marti E s war einmal ein junger Mann, 17 erst, er wohnt bei seinen Eltern in Bümpliz bei Bern, er war bis kurz zuvor Stift in einem Sportartikelgeschäft, und jetzt macht er eine Lehre, eine spezielle Lehre, die einzige in dieser Art in der Schweiz. Er ist sehr früh aufgestanden an diesem Morgen, es ist Ende August und schon sehr herbstlich, eine kühle Bise weht durch das Mittelland, Höchsttemperatur an diesem Tag nur 15 Grad. Der junge Mann steht auf dem Perron 6 am Hauptbahnhof von Bern, wartet auf den Schnellzug, der um 06.39 Uhr nach Zürich abfährt. Er ist modisch gekleidet, ein Benetton-T-Shirt unter dem Hemd, eine goldene Kette um den Hals, und über die Schultern trägt er eine schwarze Sporttasche, die Marke mit den drei Streifen, eine «15» steht drauf, seine Nummer. Er sagt, als e...

Das erste Mal

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Blog-Nr. 397 Der Buchtipp - ein Fussballer schreibt einen Roman Ich war 15 und spielte Handball, eigentlich wäre ich viel lieber im Dorf-Fussballverein gewesen, aber mein Vater verbot es mir, ich war talentiert, aber nur mässig, auch im Fussball hätte ich nie von einer grossen Karriere träumen können. Mit 15 auch der erste Kuss, später bald etwas mehr, aber genau erinnere ich mich nicht mehr, Gaby hiess sie, das weiss ich noch, die erste Liebe. Vielleicht liegt irgendwo im Keller in irgendeinem Mäppchen der erste Brief, vielleicht mit einem Herzchen versehen, hoffentlich.  Viel mehr weiss ich nicht mehr von dieser Zeit, mit 15. Manchmal denke ich, warum hast du früher nicht Tagebücher geschrieben? Das wäre doch so interessant, sich nicht nur vage zu erinnern, sondern nachzulesen und genau zu wissen, was du damals gemacht und wie du gefühlt hast, all die Namen, die dann in deinem Leben waren. Christoph Kramer hat Tagebuch geführt und tut es immer noch. Schon früh hatte er damit bego...

Einer wie er

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Blog-Nr. 396 Alle in der Allianz Arena vor den Toren Münchens erhoben sich, jubelten und applaudierten minutenlang. Nicht wegen dem Resultat (2:0 in diesem Moment), nicht wegen der Mannschaft (Bayern fehlt nur noch ein Punkt zum deutschen Meisterttitel), sondern nur wegen ihm. Nach  84 Minuten durfte er auf den Rasen – erst nach 84 Minuten dachten alle, für die der Fussball auch noch eine romantische Seite hat.  Sie alle hätten ihn von Beginn an gewünscht, aber sein Trainer, der Belgier Vincent Kompany, denkt anders. Leider. So blieben Thomas Müller in seinem 500. Bundesligaspiel an diesem kühlen und windigen Samstagnachmittag nur wenige Minuten. Kaum war er im Spiel , fiel das 3:0 gegen Mainz, ohne seine Beteiligung. Vielleicht schon in einer Woche kann Bayern Meister werden, zum 34. Mal, zum 13. Mal mit Thomas Müller. Wir werden ihn vermissen. Weil es das heute nicht mehr gibt. Dass einer 25 Jahre beim gleichen Klub geblieben ist. Nur bei diesem Klub. Von dem er schon als Ki...

Papst am Telefon

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Blog-Nr. 395 An Ostern ist Papst Franziskus nochmals vor die zehntausend Gläubigen auf dem Petersplatz in Rom getreten, hat den Segen Urbi et Orbi gespendet und liess sich dann im offenen Papamobil über den Platz vor dem Petersdom fahren. Es war sein erster öffentlicher Auftritt nach seiner schweren Lungenentzündung, er war sehr gezeichnet, seine Stimme schwach.  Und es wurde zu seinem letzten Auftritt. Am Ostermontag um 07.35 Uhr ist Jorge Mario Bergoglio mit 88 Jahren gestorben. Ein Nachruf Das ist die Geschichte über Papst Franziskus und wie er manchmal zum Telefon greift. A uf meinem Handy leuchtet manchmal «Anonym» auf. Ich weiss dann ziemlich sicher, wer mich sucht. Auch «Unbekannter Anrufer» heisst es manchmal. Aber da habe ich keine Ahnung, und solche Anrufe ignoriere ich, es dürfte bestimmt ein Callcenter sein, das nur irgendetwas, Wein, eine Zeitung oder eine Versicherung verkaufen will. Leuchtet jedoch «Anonym» auf, dann ist es ein Anrufer aus dem Ausland, ich kenne ihn,...

Buch voll gekritzelt

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Blog-Nr. 394 Geht Ihnen das manchmal auch so: Sie lesen ein Buch und greifen plötzlich zum Kugelschreiber und beginnen, auf den Seiten verschiedene Sätze oder Gedanken zu markieren, und am Ende ist das halbe Buch bekritzelt. Und so steht es später im Bücherregal, und vielleicht nehmen Sie es irgendwann, nach Jahren, wieder hervor, lesen es nochmals und denken dann, weshalb war mir genau dieser Satz oder dieser Gedanke damals so wichtig, und es muss wohl auch mit meinen Gefühlen damals zu tun haben. Oder sie leihen das Buch jemandem aus, und der oder sie fragt sich dann vielleicht: Weshalb hat er nun das wohl angestrichen? Und macht sich mehr Gedanken über den Anstreicher als über das Buch. So passierte es mir beim neuen Buch von Martin Suter, eben in diesen Tagen in die Buchhandlungen gekommen, «Wut und Liebe» heisst es, ein Roman, der auch zum spannenden Krimi wird. Ich nahm bald einmal einen Kugelschreiber und, weil ich einen Tag lang nur las, zumindest nichts anderes daneben, keine...

Als das Kusen im See versank

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Blog-Nr. 393 Eine Küsnachter Geschichte Bald ist es wieder soweit, am 1. Mai ist Eröffnung, und viele werden hier sitzen, bei Sonnenschein nachmittags im Gras liegen und zum Floos oder weiter hinaus schwimmen, abends einen Apéro nehmen und sich im «Da Enzo» von Enzo bedienen lassen, auf die untergehende Sonne blicken, Abendrot über Zürich, und viele werden sagen, es sei nirgends schöner als hier, im Kusen in Küsnacht am Zürichsee, im Chuesebädli, wie es heisst. Und nur ganz wenige werden sich erinnern, wie es war, vor 70 Jahren, als die «Zürichsee Zeitung» in ihrer Samstagsausgabe vom 23. April 1955 mit aktuellen Bildern berichtete: «Grosser Uferabbruch in Küsnacht.» Die neue Badeanlage im Kusen sei teilweise im See versunken, die Grünfläche vor dem Garderobengebäude, das Bassin für Nichtschwimmer, ein eleganter Sprungturm, auch ein Schuppen nebenan und ein Hause wurden entzwei gerissen. Die neue Kusenanlage, für die die Gemeindeversammlung zwei Jahre zuvor 365 000 Franken bewilligt h...