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Es werden Posts vom November, 2024 angezeigt.

Wie damals, als Kinder

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 Blog-Nr. 368 Ach , ich weiss noch genau die Zeit, ich sah auf die Uhr, 14.58 an diesem Donnerstag, ich lag auf dem Bett und las ein Buch, «Mittwoch am Meer»   von Alexander Oetker , von der grossen Liebe in einer kleinen Pension am Meer, und ich sah zum Fenster hinaus, das andere Seeufer war verhüllt, es fielen dicke Flocken vom Himmel, immer mehr, immer dicker, sie kamen nicht überraschend, sie waren angekündigt seit Tagen, aber manchmal wird viel angekündigt und es stimmt dann nicht. Damals als Kind, die Rosenstrasse in Küsnacht wurde gesperrt für den Verkehr und nicht gepfadet, und wir zogen unsere Davoser Schlitten hinauf und rasten hinunter, und unten, bei der Zürichstrasse, wo die Autos fahren durften, es waren noch viel weniger als heute, hatte es Sandsäcke, und wir fuhren in diese und manchmal schoben wir sie damit auf die Strasse, ein Polizist stand da und schimpfte und wir entschuldigten uns, es wäre halt so schnell gewesen, und liefen wieder die Strasse hoch. Ach ...

Kiosk, ein richtiger

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  Blog-Nr. 367   Eine Serie über Orte – Heute (6): Kiosk   Vieles gibt es nicht mehr in unserer Welt. Vieles, das einst so selbstverständlich war. Und an manches erinnern wir uns gar nicht mehr. Oder denken: schön war’s, damals. Auch im Quartier Seefeld in Zürich war einiges anders. (Werden auch jene denken, die hier eine Wohnung suchen). Läden mussten schliessen, Restaurants, kultige Bars mit Musikboxen, das Kino, «8» hiess es erst, dann «Razzia», schöne, alte Häuser wurden abgebrochen. Doch ihn gibt es immer noch, seit 1995 , inzwischen 30 Jahre ist er hier, an der Tramhaltestelle Fröhlichstrasse, zwischen der Bäckerei Wüst und einem Laden, der momentan leer steht – der Kiosk . Ein Kiosk für, nicht nur, aber vor allem, Zeitungen. Wie es ihn früher gab, an jedem Bahnhof und an vielen anderen Orten, und es war schon damals nicht nur ein Zeitungskiosk, sondern ein Treffpunkt für vieles. Ich würde rasch zum Kiosk gehen, sagte ich als Kind manchmal meinen Eltern, eine Zeitu...

November

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Blog-Nr. 366 Es ist grau (und oben, hören wir, irgendwo, blau) und kalt, kälter als es temperaturmässig kalt ist, es ist der Monat der Düsterheit und Melancholie, beides zusammen oder nur eines – es ist November, der November wird auch Trauermonat genannt, Allerseelen, Allerheiligen, am letzten Sonntag vor dem ersten Advent der Totensonntag, ein weiterer kirchlicher Gedenktag, diesmal am 24. Es ist der Monat, den ich streichen würde, gäbe es eine Möglichkeit, das Jahr nur noch in elf Abschnitte einzuteilen. Der November ist ein nichts-Monat , kein Frühling, kein Sommer, kein Herbst, noch nicht Winter, nicht schwarz, nicht weiss, grau. Auch die Blätter der Bäume fallen ab und verwelken, ein letztes Mal trägt sie vielleicht der kühle Wind nochmals irgendwohin. Herbert Grönemeyer hat einmal ein Lied zum November geschrieben, es beginnt so: Regen fällt scharf, Bäume aschkahl Ist wieder mal November Jeder Zweig schreit, Frost macht sich breit Wen er nicht trennt, trennt sich nie mehr Und...

Ein Spalt Licht

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  Blog-Nr. 365   Sanft sind die Wellen, wie eine leise Sinfonie von Beethoven, es ist fast windstill, und es hat keinen Menschen, hier, am kilometerlangen Strand Es Trenc auf der Insel Mallorca, wo im Sommer viele Hunderte, an Wochenenden Tausende im Sand liegen und im Meer baden.   Der Himmel kann sich noch nicht entscheiden, auf der einen Seite blau, auf der anderen grau, aber plötzlich, eine halbe Stunde später, ist es dunkel geworden, schwarz beinahe, und weiter weg, in Colònia de Sant Jordi am anderen Ende des Strandes, muss, man spürt es noch nicht, sieht es aber, der Regen niederprasseln, es ist eine gespenstische Stimmung. Sie passt zu diesem Tag, es ist Mittwoch, dieser schwarze Mittwoch, der unsere Welt noch düsterer macht, und drüben über dem Teich, weit weg, triumphiert einer mit seiner roten Kappe, mit dessen Namen die Tasten meines Mac nicht beschmutzt werden sollen, dieser Rentner mit den gelben Haaren und dem kargen Wortschatz und den schlecht sitzend...

Geschichten, Gedichte, Gefühle

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Blog-Nr. 363     Musikalische Lesung zu dritt – vier Videos dazu Es war einmal das Hotel Central in Küsnacht an der Poststrasse nahe beim Bahnhof, kein Luxushotel, aber recht beliebt; später nur noch ein Restaurant, nach einiger Zeit ein alkoholfreies, und dann stand die unterste Etage lange Zeit leer, oben gibt es bis heute Personalzimmer des nahen Hotel Sonne. Ganz in der Nähe, nur ein weiter Steinwurf entfernt, hatten meine Eltern ihr Haus und ihr Geschäft, ich bin also hier in dieser Gegend aufgewachsen und kenne jede Ecke, die nahe Fähnlibrunnenstrasse war unsere Spielwiese auf Beton. Es war somit eine Rückkehr in meine Kinderzeit mit vielen Erinnerungen. Denn jetzt, seit 2018, hat Michael Blaser im ehemaligen Hotel sein Kompetenzzentrum für Immobilien, der schöne Raum mit der Bar und der Kaffeemaschine vom einstigen Restaurant ist für Begegnungen gedacht, eine Art geschäftlicher Eventraum – und eben an diesem nebligen Novembersonntag  der wunderbare Ort für eine näc...