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Es werden Posts vom März, 2022 angezeigt.

Gedanken und Fragen

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Diesen Blog-Beitrag auch hören!   Wir sollen den ukrainischen Kindern helfen, aber nicht auf Kosten unserer Kinder, sagt einer. Auf Kosten? Welchen Schaden würden sie nehmen? Und welchen nehmen sie, wenn, wie ein Kolumnist im Magazin der «NZZ am Sonntag» gehört hat, eine Lehrerin einer Schule in Herrliberg den Kindern erklärt habe, Putin werde völlig falsch dargestellt und für den Krieg gegen die Ukraine müsse man schon Verständnis haben. Wir müssen uns jetzt schon überlegen, wie viele wir aufnehmen können, sagt einer. Unsere Grenzen zumachen? Was würde Herr K. aus K. denken, wenn er mit seiner sechsköpfigen Familie aus seiner Villa flüchten müsste? Und an den Grenzen zur Schweiz würden sie ihm sagen, es seien schon zu viele da, gehen sie in ihr Land zurück, das gerade zerbombt wird. Der Krieg sei eine realpolitische Möglichkeit, sagt einer. Darf Krieg je eine Möglichkeit sein? Wir müssen schauen, dass die Lebensqualität bei uns nicht beeinträchtigt wird. Weil, sagt einer, unser Abwass

Menschen und ihre Geschichten

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Diesen Blog-Beitrag auch hören!   Das Buch liegt schon seit einiger Zeit griffbereit, ich nahm es immer wieder in die Hand, weil es optisch so schön ist, mit einem mittelmeerblauen Leinenumschlag und einem gemalten poetischen Bild vorne. Es macht Lust, es nur schon in den Händen zu halten, doch ich legte es immer wieder weg, denn ich dachte, ich kann es jetzt nicht lesen, jetzt nicht, wo wir alle so viel anderes lesen und sehen und hören, so viel Schlimmes und Zerstörerisches. Es geht nicht. Es passt nicht. «Ein Haus für viele Sommer» heisst das Buch, geschrieben vom Münchner Bestsellerautor und Kolumnisten Axel Hacke . Bestsellerautor Axel Hacke bei der Arbeit. Und dann begann ich doch zu lesen, an einem Sonntag, es war frühlingshaft draussen, aber ich blieb im Bett, nicht freiwillig - und hörte nicht mehr auf zu lesen, bis zum letzten Satz auf der Seite 285. Ich war abgelenkt, hatte vergessen und verdrängt, was uns im Moment so Angst macht, all die schrecklichen Bilder. Und tauchte

Leben ist Leben

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Diesen Blog-Beitrag auch hören!   Komm, das machen wir. Luca, der Architekt, hatte den Vorschlag gemacht, und Bruno, der Werber mit den ergrauten Haaren, war sogleich einverstanden. Sie hatten an diesem Morgen ihren Espresso längst getrunken, aber sie hatten kaum miteinander geredet. Sie hatten den Tagi und die NZZ, die im Bistro immer aufliegen, gelesen, und sie hatten auch ständig auf ihre Handys geschaut, neue Push-Nachrichten waren gekommen und Bilder, schlimme Bilder von diesem Elend, diesen Bomben von Putin und einem Land, das in Schutt und Asche gelegt werden soll. Sie hatten genug davon, genug von diesen verstörenden Nachrichten, und so sagte Luca: «Lass uns doch für zwei Tage fliehen», und er machte den Vorschlag, in das kleine Dorf im Prättigau zu fahren, wo er eine Ferienwohnung hat; eine heile Welt sei es dort, es habe wenig, eine Pizzeria, die immer gut besetzt sei, einen Volg, und einen Skilift, einen wie früher, mit Bügeln noch und vielen freundlichen Leuten. Und schon w

Verstörende Zeiten

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Diesen Blog-Beitrag auch hören!   Lena K., eine Ukrainerin, die seit 15 Jahren in Zürich lebt, schaut alle paar Stunden in den Whatsapp-Status ihres Bruders. Sie will sehen, ob er noch lebt. Ihr Bruder ist im Krieg in Kiew. So erzählt sie es an diesem Nachmittag im Radio SRF 1. Putin wird Kiew nicht angreifen. Dachten wir. Warum haben wir uns so getäuscht in diesem fürchterlichen Machtmenschen, der ein Land überfällt und dessen Liste der Verbrechen doch schon vorher endlos war? Wir sehen überall Bilder. Es ist ein Krieg in Bildern. Live, auf den verschiedensten Kanälen. Noch nie gab es so viele Bilder von einem Krieg. Wir werden zugemüllt mit Informationen. Aber was wissen wir wirklich? Wladimir Putin wirkt wie ein Grossvater im Bunker, sagt einer in einer Diskussionssendung am Fernsehen, in seiner eigenen Welt mit seinen grotesken Monstermöbeln, seinem starrem Blick, der böse Gedanken ausstrahlt. Einst Komiker, jetzt Präsident: Wolodimir Selenski. Und dort Wolodimir Selenski in seinem