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Es werden Posts vom Juli, 2021 angezeigt.

Faxen mit zu dünnem Papier

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Diesen Blog-Beitrag auch hören! Das Geräusch ist auf Wikipedia zu hören, 32 Sekunden lang, wir können es live heute kaum mehr erleben, es pfeift und kratzt und kreischt, einmal kurz, dann wieder länger, wieder kurz, es tut fast weh im Ohr, aber früher schreckten wir deshalb auf, im Büro, auch zu Hause, wenn wir so ein Gerät besassen. Was kommt jetzt?, dachten wir. Manchmal passierte auch nichts, war es ein falscher Alarm oder eine falsche Hoffnung (Liebesbrief?), weil jemand die falsche Nummer gewählt hatte. Nur das Geräusch, das war zu hören – dann kam nichts mehr. Hier die Hörprobe:   Ich komme darauf, weil der deutsche Autor Axel Hacke über dieses Gerät kürzlich eine Kolumne schrieb. Und ich kannte es genau, dieses Gerät, das er beschrieb, ich hatte es wieder vor Augen, obwohl es lange her ist. 1982 war es, die alpinen Ski-Weltmeisterschaften in Schladming, wir vom Tages-Anzeiger hatten damals zusammen mit den Kollegen der Süddeutschen Zeitung und den Salzburger Nachrichten ein Büro

«Hai, hai» in Tokio (I)

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Schlafen im Kapselhotel An diesem Freitag werden in Tokio die Olympischen Sommerspiele eröffnet. Es sind besondere Spiele, Spiele in einer Blase. Ohne Zuschauer, Geisterspiele, mit Sportlerinnen und Sportlern, die täglich getestet werden und frühestens fünf Tage vor ihrem Wettkampf anreisen dürfen und dann nachher gleich wieder abreisen müssen. Mit Journalisten, die ständig überwacht werden und sich nur an bestimmten Orten bewegen können und, wenn sie früher anreisten, zuerst 14 Tage in einem zugewiesenen Hotel in einem Mini-Zimmer in Quarantäne mussten. Spiele möglichst ohne Kontakte. Und es kommen Erinnerungen auf, auch an Japan, 2002, die Fussball-WM, wir reisten durchs Land, sassen stundenlang in der U-Bahn, im ultraschnellen Shinkansen, überall im Taxi, übernachteten, wo wir wollten, auch einmal in einer Kapsel – und einmal hatten wir Angst. Der Letzte im Bus . Der Mann in dunkler Uniform nickt freundlich, alle nicken hier immer freundlich und sagen «hai», ja, und sie sagen auch «

Handylos

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Fredys EM-Blog – Nr. 19 und Ende Die Euro ist vorbei. Und als letztes eine Erinnerung an jene von 2000, die damals erstmals in zwei Ländern ausgetragen wurde, in Belgien und Holland. Frankreich, mit einem brillanten Zinédine Zidane, war Europameister geworden, durch ein Golden Goal im Final gegen Italien. 2000 war das Jahr, in dem das Handy Nokia 3310 auf den Markt kam, mit diesem konnte man erstmals SMS mit bis zu 450 Zeichen verschicken. Und von einem (verlorenen) Handy, dem wir damals noch Natel sagten, handelte diese Kolumne. Handylos Es war ein schöner und heisser Tag in Holland, ein kleiner Ausflug in die Dünen bei Zandvoort, etwas Ablenkung, der Sand war nicht orange, auch die Liegen nicht, und auch an der Strandbar erinnerte nichts an den Ball und das Land. Gut tat es nach zwei Wochen EM, aber irgendwann kam der Abend, und wir waren zurück im Stadion von Rotterdam. Die deutschen Fussballer trotteten vom Rasen, alt sahen sie aus und waren es, Verlierer und früh ausgeschieden aus

Troppo bello

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Fredys EM-Blog – Nr. 18 Die Euro 2020 im Sommer 2021 ist vorbei. Italien ist Europameister, mit Glück, nach Elfmeterschiessen, aber verdient. Zwölf Bilder einer langen Nacht und dem Morgen danach, im Wembleystadion, in Zürich, in Rom. «Troppo bello» Rom in Zürich (Langstrasse, in der Nacht zum Montag) La Corona im Bett (Die beiden «Vechietti» Bonucci, 34, und Chiellini, 36) Der Schrei nach dem Tor (Bonucci nach dem 1:1 an der Lindenstrasse im Seefeld) Viel Glück!? Hm... (Die beiden Captains Chiellini und Kane vor dem Elfmeterschiessen) Der Jubel danach (Coach Mancini und Torschütze Bonucci) Freunde fürs Leben (Roberto Mancini und Gianluca Vialli, der an Krebs erkrankt war) Siehst du mich? (Botschaft aus dem Wembley) Siegerfoto (An der Lindenstrasse, vor dem Ristorante Totò) Laute Nacht (Kreis 4 – «caroselli» auch in Zürich) Begegnungen (Auch Kreis 4) Zu schön, um wahr zu sein («Gazzetta dello Sport» vom Montag, 29 Seiten Jubel) Der Fussball ist nach Hause gekommen (Mancini und Chiellin

Wo schaut Buffon? Wo Xhaka?

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Fredys EM-Blog – Nr. 17 In elf Städten in elf Ländern, es ist eine sonderbare Fussball-Europameisterschaft in eigenartigen Zeiten. In diesem EM-Blog mache ich mir meine Gedanken zum Turnier, das in diesem Sommer stattfindet, aber immer noch Euro 2020 heisst. Jetzt vor dem Final. Wo schaut Buffon? Wo Xhaka? Pasta oder Pudding? Italienische Brüder oder englische Löwen? Wembley, Sonntagabend, 21 Uhr, Italien gegen England. Greift im Final wieder der VAR ein? Ist es dann wahr? VAR wahr? Weil? (siehe Bild) Der englische VAR. Eben. Drin oder nicht drin? (WM-Final 1966, England - Deutschland, das dritte Tor) «Behind the line?» (Schiedsrichter Dienst). «Yes, behind the line, is Goal, Goal, Goal» (Linienrichter Bachramow). Der VAR damals. Eine Frage, eine Antwort. Ohne Video. Von Auge aus 35 Metern. 1966: Drin oder auf der Linie? Ist Insigne alles andere als Immobile? Kann Kane? Und nachher, nochmals, wie nach dem Finaleinzug die Boulevard-Schlagzeile: «Kane you believe it?» Wo schaut eigentlic

«Great save»

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Fredys EM-Blog – Nr. 16 In elf Städten in elf Ländern, es ist eine sonderbare Fussball-Europameisterschaft in diesen Zeiten. In diesem EM-Blog möchte ich über beides schreiben, Gedanken zum Turnier, das in diesem Sommer stattfindet, aber immer noch Euro 2020 heisst, manchmal nur mit Bildern – aber auch mit Texten von früher zeigen, wie es einmal war, als eine EM nur in einem Land (oder höchstens zwei Ländern) ausgetragen wurde. Einige Erlebnisse von damals. «Great save» Bereit für das grosse Spiel gegen England. England am Sonntagabend im EM-Final im Wembley, und die Schweiz, ja, es hätte ja sein können, soviel hat nicht gefehlt ... Schweiz gegen England hatte es auch bei der Euro 2004 in Portugal geheissen, gleich zweimal, eines war ein besonderes Spiel, auch ein Final, so fühlten wir es, wir Journalisten, damals.  Es darf nicht sein. Sich nur nichts anmerken lassen. Aber der Schmerz war wieder da, im Abschlusstraining fünf Tage zuvor, nach zehn Sekunden schon, ein Zwicken im linken O

Unterwegs

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Fredys EM-Blog – Nr. 15 In elf Städten in elf Ländern, es ist eine sonderbare Fussball-Europameisterschaft in diesen Zeiten. In diesem EM-Blog möchte ich über beides schreiben, Gedanken zum Turnier, das in diesem Sommer stattfindet, aber immer noch Euro 2020 heisst, manchmal nur mit Bildern – aber auch mit Texten von früher zeigen, wie es einmal war, als eine EM nur in einem Land (oder höchstens zwei Ländern) ausgetragen wurde. Einige Erlebnisse von damals. Unterwegs 3:10 für Brüssel nach Lüttich Von Zürich nach Istanbul, von dort nach Baku, von Baku nach Rom, zurück nach Baku über Istanbul, von Baku nach Zürich, von Zürich nach Bukarest, von Bukarest nach Sankt Petersburg, dann, leider, zurück nach Zürich, total 18 000 Kilometer – das war der Reiseplan meines ehemaligen Tagi-Kollegen Thomas Schifferle für die Euro 2020. Vor 21 Jahren war die Europameisterschaft erstmals in zwei Ländern ausgetragen worden, in Holland und Belgien. Eine Kolumne über eine nicht ganz einfache Reise von Brü

Verliebt, vorübergehend

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Fredys EM-Blog – Nr. 14 In elf Städten in elf Ländern, es ist eine sonderbare Fussball-Europameisterschaft in eigenartigen Zeiten. In diesem EM-Blog mache ich mir meine Gedanken zum Turnier, das in diesem Sommer stattfindet, aber immer noch Euro 2020 heisst. Verliebt, vorübergehend Schlagzeilen zu einer Mannschaft. Menschen verlieben sich in eine Mannschaft, gar in ein Land, stand irgendwo geschrieben, es gab bei uns kaum ein anderes Thema mehr in diesen Euro-Tagen, wir liefen wenigstens in Gedanken in Rot durch das Leben, und einer aus dem Iran sagte, er hätte 30 Jahre gewartet, bis die Schweizer einmal ausflippen würden, und jetzt habe er es erlebt. Wir zeigten Emotionen, die wir gar nicht ahnten, sie zu haben. Und es erinnert mich an ein anderes Jahr, 2006, die Weltmeisterschaft in Deutschland. Es war wirklich Sommer damals, die grauen Wolken, die vorher seit Wochen über Deutschland lagen, verschwanden über Nacht irgendwo in der hintersten Ecke der Welt, es war, als der erste Ball g

Das Leben, traurigschön

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Fredys EM-Blog – Nr. 13 Dies ist ein Text meiner Tochter Melanie Marday-Wettstein. Gedanken zu einem Freitag mit ganz vielen Gefühlen, ganz unterschiedlichen. Das Leben, traurigschön Was für ein Tag der Freitag war. Ein Wechselbad der Gefühle, heftig, intensiv, schmerzvoll, leidenschaftlich, traurig, wunderschön. Es ist Nachmittag, wir stehen am Grab meiner Schwiegermutter. Wir hören den Worten des Pfarrers zu, viele halten die Hand eines geliebten Menschen, des Partners, der eigenen Kinder, des Schwiegervaters, der Cousine. Wir trauern zusammen, weinen zusammen, versuchen uns gegenseitig Trost zu geben. Es ist das Ende eines irdischen Lebens. Dankbar sind wir für all die schönen Momente, all die gemeinsamen Erlebnisse, dankbar für das, was war. Tieftraurig darüber, dass nie mehr etwas sein wird. Kein Wort, das nochmals gesprochen, kein Blick, der nochmals ausgewechselt, keine Berührung, die nochmals gegeben werden kann. Es folgen längere Gespräche und kurze Wortwechsel. Erinnerungen w

Ein (Fussball-) Drama

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Fredys EM-Blog – Nr. 12 In elf Städten in elf Ländern, es ist eine sonderbare Fussball-Europameisterschaft in eigenartigen Zeiten. In diesem EM-Blog möchte ich über beides schreiben, Gedanken zum Turnier, das in diesem Sommer stattfindet, aber immer noch Euro 2020 heisst, manchmal nur mit Bildern. Sehr laut, ganz still Ein Abend. Zwischen 18.00 und 20.42 Uhr. In Sankt Petersburg. Miterlebt im Ristorante Totò im Zürcher Seefeld. Und zwischendurch anderswo, in Kloten, Küsnacht, auf Mallorca, aus Helsinki. Ein (Fussball-)Drama. 0:1, 1:1. Eigentor. Shaqiris Tor. Freulers rote Karte. Dann die Verlängerung. Mit diesem Psychospiel aus elf Metern. Mit diesem bitteren Ende.  22 Bilder. Die mehr sagen als viele Worte. Jubel und Entsetzen. Bereit für einen roten Abend. Eigentor und spanischer Jubel. Erstes Entsetzen. Vorwärts schauen. Intim in der Bar Cent3 in Felantix auf Mallorca. Der Torschrei von Xherdan Shaqiri.      Sommer im Totò jubelt mit. Rote Harmonie. Jubel im Restaurant Geerlisburg